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Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Straße
Gedenkstätte Berliner Mauer © Stiftung Berliner Mauer, Foto J. Hohmuth

Entlang der ehemaligen Mauer - Vom urbanen Berlin in die Peripherie

Ausgehend von der Gedenkstätte der Berliner Mauer führt die Tour entlang des ehemaligen Grenzübergangs Bornholmer Straße bis zum ländlichen Grenzgebiet zwischen Blankenfelde und Lübars.

Am 13. August 1961 begann der Bau der Berliner Mauer, über Nacht waren alle Straßen und Übergänge mit Stacheldraht und bewaffneten Grenzposten versperrt. Freunde, Familien und Paare wurden getrennt und wussten nicht, ob sie sich jemals wiedersehen würden. 28 Jahre lang dauerte dieser Zustand an, bis – vorbereitet durch die Entwicklungen in Osteuropa und innerhalb der DDR – schließlich am 9. November 1989 die Mauer fiel. Die Gesamtlänge der Mauer um Westberlin herum betrug 155 km. Innerhalb der Stadt, zwischen Ost- und Westberlin, waren es 43 km. Etwas mehr als ein Drittel dieser Strecke verläuft an der Bezirksgrenze von Pankow, ein guter Grund, sich einmal innerhalb dieses Bezirks auf Spurensuche zu begeben. Die Radtour entlang dieses Abschnitts der ehemaligen Mauer führt vom Zentrum in die Peripherie: Der Bezirk Pankow mit seinen über 400.000 Einwohnern ist einerseits ein Inbegriff von Urbanität (beispielsweise in Prenzlauer Berg), andererseits wird er im Norden nach und nach eine ländliche und dörfliche Idylle mit viel Natur und einem fast unmerklichen Übergang zum Nachbarland Brandenburg.

Die Radtour führt vorbei an spannenden und sehenswerten Stationen zum Thema Berliner Mauer, an Orten von weltgeschichtlicher Bedeutung und an solchen, die eher persönliche Geschichten und Schicksale betreffen. In jedem Fall kann man viel über die geteilte und die wiedervereinigte Stadt Berlin erfahren. Die Strecke ist für Besucher wie für Bewohner Berlins gleichermaßen geeignet.

Werbung mit den Flyern der drei Radtouren
Spurensuche in Berlin by bike © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V.

Die Route verläuft über weite Strecken auf dem „Berliner Mauerweg“. Meistens geht es über Radwege oder durch ruhige Nebenstraßen, nur sehr kurze Passagen führen über Kopfsteinpflaster. Die Strecke ist sehr flach, Steigungen oder Gefälle kommen nicht vor. Die gedruckten Radtourpläne auf Deutsch und Englisch können kostenfrei u.a. über das Tourist Information Center in der Kulturbrauerei im Sudhaus, Haus 2 (gegenüber vom Supermarkt), Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin bezogen werden.

Gedenkstätte Berliner Mauer

Außenanlage Gedenkstätte Berliner Mauer
Gedenkstätte Berliner Mauer © tic / Sara Fieschi

In unmittelbarer Nähe des S-Bahnhofs Nordbahnhof beginnt die Gedenkstätte Berliner Mauer. Sie ist der zentrale Ort der Erinnerung an die deutsche Teilung. Auf mehr als einem Kilometer Länge steht das letzte Stück der Berliner Mauer einschließlich Grenzmauer, Hinterlandmauer, Kontrollstreifen, Kolonnenweg usw. Gegenüber dem Gelände befindet sich ein Besucherzentrum, das einen umfassenden Einblick in die Geschichte der deutschen Teilung gibt. Als am 13. August 1961 der Bau der Mauer begann, spielten sich an der Bernauer Straße besonders dramatische Vorfälle ab. Hier verlief die Grenze nicht in der Straßenmitte, sondern direkt an der Fassade der Häuser entlang. Dadurch lagen die Häuser selbst im Ostteil der Stadt, der Bürgersteig vor ihnen im Westteil. Viele Menschen flohen, indem sie durch die Fenster kletterten. Nach und nach wurden die Fenster zugemauert, sodass die Fluchtwilligen auf höhere Stockwerke ausweichen mussten, sie seilten sich ab oder sprangen. Unten stand vielfach die Westberliner Feuerwehr mit Sprungtüchern bereit und rettete Vielen das Leben. Als schließlich nur noch Fenster in den obersten Stockwerken offen waren, kam es bei Sprüngen zu Todesfällen, die ersten Mauertoten waren an dieser Stelle zu beklagen.

Öffnungszeiten Besucherzentrum | Dokumentationszentrum: Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr
Aussichtsturm: Montag 10–16 Uhr, Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr, Ausstellung im Gedenkstättenareal: täglich von 8–22 Uhr
www.berliner-mauer-gedenkstaette.de

Adresse:

  • Bernauer Straße 111, 13355 Berlin

S-Bahn:

  • S-Bhf Nordbahnhof (S1, S2, S25, S26)

Straßenbahn:

  • Gedenkstätte Berliner Mauer (M10)

U-Bahn:

  • U-Bhf Bernauer Straße (U8)

Mauerpark

Mit Graffiti bemalte Hinterlandmauer der ehemaligen Grenze im Mauerpark
Mauerpark © tic / Marta Cabrales
Mauerpark im Sommer mit Touristen
Mauerpark © tic / U. Precht

Der Mauerpark liegt zwischen Bernauer und Gleimstraße, mitten hindurch verlief die Berliner Mauer. Zuvor war auf der westlichen Seite des Areals ein Güterbahnhof, auf der anderen Seite ein Exerzierplatz und dann eine Sportanlage. Der markante Wall, der das Gelände in nordsüdlicher Richtung durchläuft und die Rückseite des Stadions bildet, wurde aus Kriegstrümmern aufgeschüttet. Der ehemalige Bahnhof lag im Westteil, das etwas ansteigende Gelände zum Stadion im Ostteil. 1988 tauschte der Westberliner Senat den östlichen Teil des Bahnhofsgeländes gegen eine andere Fläche ein. Damit verschob sich die Grenze auf einem Kilometer Länge um etwa 50 Meter in Richtung Westen. Solche Formen eines Gebietstausches hat es mehrfach gegeben, einige offiziell zu Westberlin gehörende Grundstücke lagen wie Inseln im Gebiet der DDR und waren nur unter großen Schwierigkeiten erreichbar. Am Hang des Mauerparks ist auf einer Länge von etwa 300 Metern die so genannte Hinterlandmauer erhalten geblieben, die heute Graffiti-Sprayern als Übungsfläche dient. Die freien Flächen zwischen Grenzmauer und Hinterlandmauer wurden in der Bevölkerung „Todesstreifen“ genannt. Wer diesen Streifen überqueren wollte, musste damit rechnen, von den auf den Wachtürmen oder auf dem Grenzstreifen diensttuenden Grenztruppen der DDR erschossen zu werden. Das war nicht nur möglich, sondern ist tatsächlich vielfach geschehen. Nach dem Fall der Mauer nahmen die Berliner das Gelände schnell in Besitz und nutzten es für ihre Freizeitaktivitäten. 1992 wurde beschlossen, das gesamte Gelände als Park zu erhalten. Heute ist der Mauerpark ein beliebter Treffpunkt für Besucher aus aller Welt.

www.mauerpark.info

Adresse:

  • Eberswalder Straße 1, 10437 Berlin

Straßenbahn:

  • Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (M10), Wolliner Straße (M10)

U-Bahn:

  • U-Bhf Bernauer Straße (U8)
  • U-Bhf Eberswalder Straße (U2)

Gleimtunnel

Gleimtunnel
Gleimtunnel © tic / Giulia Cruciani

Der Gleimtunnel entstand im Jahr 1911 als Unterführung für mehrere Bahngleise und verband die beiden Stadtteile Prenzlauer Berg und Wedding. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war er Schauplatz schwerer Kämpfe bei der Eroberung Berlins durch die Rote Armee. Mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 wurde der Tunnel zu einem Teil der Grenzanlagen und war bis September 1990 für die Bevölkerung gesperrt. Er ist seit seinem Bau vor über hundert Jahren kaum verändert worden, heute steht er – unter anderem wegen seiner gusseisernen Säulen – unter Denkmalschutz. Unter der Gleimstraße verlief einer der wenigen begehbaren Abwasserkanäle, die von Ostberlin aus in den Westen führten. Durch diesen Kanal gelang Vielen die Flucht, bis das Grenzsystem so gut wie keine Lücke mehr zuließ. Der Gleimtunnel war einer der Orte in Berlin, an dem die Brutalität des Mauerbaus besonders offensichtlich wurde: Über dem Tunnel versammelten sich Menschen aus dem Westteil der Stadt, um ihren Freunden, Nachbarn oder Familienangehörigen zuzuwinken – neben dem Schreiben von Briefen fast die einzige verbliebene Möglichkeit des Kontakts. Sie mussten über zwei Jahre nach dem Mauerbau warten, bis das erste von mehreren sog. Passierscheinabkommen in Kraft trat, die in eng begrenztem Rahmen Besuche in der DDR ermöglichten. Nach 1966 gab es keine solchen Abkommen mehr, Besuche waren dann nur noch in seltenen „Härtefällen“ möglich. Erst ab 1972 durften Westberliner ein Tagesvisum beantragen und konnten sich damit einen Tag lang bis Mitternacht in Ostberlin aufhalten.

Adresse:

  • Gleimtunnel, 13355 Berlin

Straßenbahn:

  • Schönhauser Allee (M1)

S-Bahn:

  • Schönhauser Allee (S8, S41, S42, S85)
  • Gesundbrunnen (S1, S2, S25, S26, S41, S42)

U-Bahn:

  • Schönhauser Allee (U2)
  • Gesundbrunnen (U8)

Bösebrücke - Grenzübergang Bornholmer Straße

ehemaliger Grenzübergang
ehemaliger Grenzübergang Bornholmer Straße © tic / Friedel Kantaut

Die Bösebrücke, auch Bornholmer Brücke genannt, ist in der kollektiven Erinnerung untrennbar mit dem 9. November 1989 verbunden, der Nacht des Mauerfalls. Die Brücke liegt an der Bornholmer Straße zwischen Wedding und Pankow. Sie wurde 1916 als genietete Stahlbrücke gebaut und trägt ihren Namen zu Ehren von Wilhelm Böse, der im Widerstand gegen den Nationalsozialismus war und dafür zum Tode verurteilt wurde. Auf der Brücke befand sich von 1961–1990 der Grenzübergang Bornholmer Straße. Unmittelbar nach der berühmten Pressekonferenz, in der Günter Schabowski am frühen Abend des 9. November 1989 die Reisefreiheit der Bürger der DDR verkündet hatte – und das „unverzüglich, sofort“ – strömten tausende von DDR-Bürgern zum Grenzübergang Bornholmer Straße und wollten durchgelassen werden. Unter dem Druck der Menschenmassen öffneten die Grenzer gegen 22:30 Uhr die Schranke. Zehntausende überquerten noch in dieser Nacht die Grenze, schließlich ohne jegliche Passkontrolle. Der Grenzübergang Bornholmer Straße war der erste, an dem die Schlagbäume geöffnet wurden, hier ereignete sich das, was wir „Mauerfall“ nennen. Zahlreiche Fernsehteams übertrugen die Bilder dieser Nacht von der Bornholmer Brücke aus live in alle Welt: das Warten, das Drängeln, das Bangen, vor allem dann die ungeheure Freude, die grenzenlose Euphorie der Menschen über dieses historische Ereignis

Adresse:

  • Bösebrücke, 10439 Berlin

Straßenbahn:

  • Bornholmer Straße (M13, 50)

S-Bahn:

  • Gesundbrunnen (S1, S2, S8, S25, S26, S85)

S-Bahnhof Wollankstraße

S-Bahnhof Wollankstraße
S-Bahnhof Wollankstraße © tic / Uwe Precht

Der S-Bahnhof Wollankstraße war eine Besonderheit unter den S-Bahnhöfen während der Mauerzeit in Berlin. Er liegt im Bezirk Pankow, gehörte also zu Ostberlin. Zugänglich war er jedoch nur vom Westberliner Bezirk Wedding aus, die östlichen Eingänge des Bahnhofs wurden mit dem Bau der Mauer zugemauert. Hier zeigt sich eine der vielen Absurditäten der Berliner Mauer: ein Bahnhof auf Ostberliner Gebiet, nur von Westberlin aus erreichbar und nur von Westberliner S-Bahnlinien angefahren, die wiederum in Ostberliner Besitz waren, aber nur von Westbürgern genutzt werden durften. Die gesamte S-Bahn Berlins mit allen Zügen und Strecken wurde aufgrund von Nachkriegsvereinbarungen der Alliierten bis 1984 von der Deutschen Reichsbahn betrieben. Diese wiederum war ein Staatsunternehmen der DDR. Mit den Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf in Westberlin konnte die DDR Devisen, also Westmark, einnehmen (in Ostberlin galt die Währung der DDR, die Ostmark). Unmittelbar nach dem Mauerbau rief der damalige Regierende Bürgermeister von Westberlin, Willy Brandt, zu einem Boykott der S-Bahn auf, mit dem Argument, dass man den Staat, der diese Mauer errichtet hatte, nicht unterstützen dürfe. Es kursierten Parolen wie „Wer S-Bahn fährt, bezahlt den Stacheldraht“. Noch viele Jahre später lehnten es viele Westberliner ab, jemals mit der S-Bahn zu fahren. Im Jahr 1962 machte der S-Bahnhof Wollankstraße Schlagzeilen, als mitten auf dem Bahnhof eine Absenkung des Fußbodens entdeckt wurde; es stellte sich heraus, dass darunter gerade ein Fluchttunnel gegraben wurde. Durch die vorzeitige Entdeckung konnte der Tunnel nicht benutzt werden.

Adresse:

  • S-Bhf Wollankstrasse, 13359 Berlin

S-Bahn:

  • S-Bhf Wollankstrasse (S1, S25, S26)

Tipp:

Bürgerpark Pankow
Der größte Park des Bezirks Pankow ist zugleich der älteste. Der Bürgerpark Pankow entstand Mitte des 19. Jahrhunderts und ist seit 1907 ein öffentlicher Park. Hinter dem eindrucksvollen Eingangsportal im Stil der Neo-Renaissance beherbergt der Park neben vielen Grünflächen ein Tiergehege, eine Voliere mit Fasanen und Pfauen, einen Rosengarten, einen Spielplatz, eine Parkbücherei, einen Musikpavillon, ein Café mit Biergarten und vieles mehr. Durchgehend geöffnet

Adresse:

  • Heinrich-Mann-Straße 6, 13156 Berlin

Straßenbahn:

  • Bürgerpark Pankow (M 1)

Städtisher Friedhof Pankow III / S-Bahnhof Schönholz

Friedhofskapelle und Wartesaal im Städtisher Friedhof Pankow III
Friedhofskapelle und Wartesaal, Städtisher Friedhof Pankow III © tic / Uwe Precht

Der städtische Friedhof Pankow III ist einer von 15 Friedhöfen im Bezirk Pankow und liegt nahe an der Grenze zum Stadtteil Reinickendorf. Um nach dem Bau der Berliner Mauer Platz für die Grenzanlagen zu schaffen, wurden die vorhandene Friedhofsmauer und einige der Friedhofsgebäude abgerissen. Der „Todesstreifen“ der Mauer verlief hier zum Teil über einen Friedhof! Kurz nach dem Mauerbau wurde auf der Höhe des S-Bahnhofs Schönholz vom Westen aus ein Fluchttunnel in Richtung des Friedhofs gegraben, der in einem der Gräber endete. Der „Pankower Friedhofstunnel“ war nach aktuellem Kenntnisstand der erste von etwa 70 Fluchttunneln, die Schätzungen zufolge unter der Berliner Mauer angelegt wurden. Belegt ist z.B. der Fall von Waltraud N., die nur wenige Tage nach der Hochzeit von ihrem Ehemann durch den Mauerbau getrennt worden war. Im Dezember 1961 wurde sie zu einem bestimmten Grab bestellt, sie sollte einen Blumenstrauß tragen, um wie eine normale Friedhofsbesucherin auszusehen. Dort angekommen hörte sie aus dem Grab eine Stimme, die sie aufforderte: „Spring!“ Sie sprang in das Grab und erreichte wohlbehalten durch den Tunnel den Westen. Etwa einhundert Personen soll durch den Pankower Friedhofstunnel die Flucht in den Westen geglückt sein, ganze als Trauergesellschaft verkleidete Gruppen von Menschen verschwanden plötzlich unter der Erde. Schließlich entdeckten die Grenzposten den Tunnel und lauerten den Nächsten, die ihn nutzen wollten, auf. Sie erwischten zwei junge Frauen, die zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt wurden.

www.chronik-der-mauer.de/fluchten
www.spiegel.de/spiegel/print/d-45139504.html

Adresse:

  • Am Bürgerpark 24, 13156 Berlin

S-Bahn:

  • S-Bhf Schönholz (S1, S25, S26)

Tipp:

Sowjetisches Ehrenmal Schönholzer Heide
Das groß angelegte Ehrenmal ist eine Gedenkstätte und ein Soldatenfriedhof, eine von mehreren sowjetischen Kriegsgräberstätten in Berlin. Hier wurden über 13.000 Soldaten der Roten Armee beigesetzt, die 1945 bei der Eroberung Berlins gefallen sind.

April bis September: 7:00-19:00 Uhr
Oktober bis März: 8:00–16:00 Uhr

Adresse:

  • Germanenstraße, 13156 Berlin

S-Bahn:

  • S-Bhf Schönholz (S1, S25, S26)

S-Bahnhof Wilhelmsruh / Heidekrautbahn

S-Bahnhof Wilhelmsruh
S-Bahnhof Wilhelmsruh © tic / Uwe Precht

Nur wenige Meter weiter auf dem Weg zur nächsten Station (dem Berliner Mauerweg folgend) kommt man hinter dem Parkplatz eines Supermarkts an einem Rest der Berliner Mauer vorbei. Vermutlich handelt es sich um das älteste noch erhaltene Stück Mauer, das erst 2018 wiederentdeckt wurde. Es liegt hinter einem Zaun, ist sehr unscheinbar und sieht aus wie ein Teil eines alten Schuppens. Oben sind noch die Y-förmigen Halterungen für den Stacheldraht erkennbar. Dieser Teil wurde noch mit Ziegelsteinen gemauert, später kamen große Betonelemente zum Einsatz. Hundert Meter weiter an der Klemkestraße wurde am 29. April 1962 der 19-jährige Horst Frank bei seinem Fluchtversuch von Grenzposten erschossen. Er ist einer von mindestens 140 Mauertoten in Berlin, also Menschen, die bei einem Fluchtversuch über die Mauer erschossen wurden, ertranken oder auf andere Weise ums Leben kamen. Die Zahl ist umstritten, andere Schätzungen nennen bis zu 250 Opfer. Nicht mitgezählt sind dabei die zahlreichen Fälle, in denen vor allem ältere Menschen bei ihrem Fluchtversuch einen Herzinfarkt erlitten und daran starben. Der Bahnhof Wilhelmsruh war nicht nur S-Bahnhof, sondern auch der Startbahnhof der sogenannten Heidekrautbahn. Die Heidekrautbahn brachte viele Pendler zum nahegelegenen VEB Bergmann-Borsig, einem der größten Arbeitgeber der DDR (VEB ist die Abkürzung für Volkseigener Betrieb). Mit dem Mauerbau wurde die Strecke hier gekappt. Bis heute ist sie an diesem Bahnhof noch nicht wieder in Betrieb genommen worden.

Adresse:

  • S-Bahnhof Wilhelmsruh, 13407 Berlin

S-Bahn:

  • S-Bahnhof Wilhelmsruh (S1, S25, S26)

VEB Bergmann-Borsig / Industriepark Pankow

Industriepark Pankow
Industriepark Pankow © tic / Uwe Precht

Der VEB Bergmann-Borsig stellte Kraftwerkskomponenten her, unter anderem Turbinen. Sie waren in erster Linie für die Kraftwerke der DDR bestimmt, wurden aber auch ins Ausland exportiert. Daneben war das Unternehmen sehr erfolgreich in der Produktion von elektrischen Rasierapparaten. Die Mauer verlief über eine Strecke von zwei Kilometern über das Betriebsgelände. Es war kein Platz für breite Grenzstreifen, und so wurde hier eine Hundelaufanlage eingesetzt, wie sie sonst eher an der Grenze der DDR zu Westdeutschland üblich war. Dort wurden die Hundelaufanlagen als Ersatz oder als Ergänzung für Selbstschussanlagen und Minenfelder eingesetzt (die es in Berlin nicht gab). Die Wachhunde konnten sich entlang eines gespannten Stahlseils an Laufleinen hin und her bewegen und waren darauf abgerichtet, Flüchtlinge anzugreifen. Drei Mitarbeiter des VEB Bergmann-Borsig im Alter zwischen 18 und 20 Jahren gruben im Frühjahr 1962 von einer Werkshalle aus einen Tunnel in Richtung des nur sechs bis acht Meter entfernten Bahndamms der S-Bahn und konnten so entkommen. Heute befindet sich auf dem Gelände eines der größten zusammenhängenden Industrie- und Gewerbegebiete Berlins.

www.tunnelfluchten.de/bergman/berg.html

Adresse:

  • Pankow-Park, 13158 Berlin

S-Bahn:

  • S-Bahnhof Wilhelmsruh (S1, S25, S26)

Ländliche Grenze im Norden Berlins

Berliner Norden, Mauerweg bei Blankenfelde
Berliner Norden, Mauerweg bei Blankenfelde © tic / Stefanie Gronau

Selbst viele Berliner wissen nicht, wie ländlich geprägt ihre Stadt sein kann. Man ist in diesem nördlichen Winkel Berlins von Natur und Naturschutzgebieten umgeben, hier liegen das Tegeler Fließ, der Köppchensee und der Naturpark Barnim. Aber auch durch diese Gegend verlief die Berliner Mauer. Noch kurz vor dem Mauerbau war einem Schäfer mitsamt seiner Schafherde die Flucht in den Westen gelungen – eine bewachte Grenze gab es bereits, nur noch keine Mauer. Er wollte der Zwangskollektivierung in der DDR entgehen und war damit einer von vielen Tausenden, die Monat für Monat den Staat verließen. Um diese massenhafte Abwanderung zu beenden, wurde die Mauer überhaupt erst gebaut. Anfangs bestand sie hier nur aus mehrreihigem Stacheldraht. Nach und nach wurden die Grenzanlagen ausgebaut und immer weiterentwickelt, bis die Grenze schließlich in den 80er Jahren vollkommen unüberwindlich erschien. Die friedliche Revolution der Bürger der DDR brachte die Mauer schließlich doch zu Fall und überwand die Grenze.

Tipp:

Botanischer Volkspark Blankenfelde-Pankow
Inmitten von naturbelassenen Wäldern und Wiesen ist im Botanischen Volkspark denkmalgeschützte Bau- und Gartenkunst aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts zu sehen. Der Park grenzt an den Naturpark Barnim. Er ist ein beliebter Lern- und Erholungspark und Ort des Gärtnerns für jedermann. Eine der Attraktionen ist die sogenannte Geologische Wand, an der man etwas über Gesteinsarten und Gesteinsschichten erfahren kann.

Öffnungszeiten:
täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
Schaugewächshäuser: Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 10:00 bis 14:00 Uhr sowie zu den Öffnungszeiten
des Café mint* Freitag, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11:00–17:00 Uhr.
www.gruen-berlin.de/botanischer-volkspark

Adresse:

  • Blankenfelder Chaussee 5, 13159 Berlin

S-Bahn:

  • S-Bhf Blankenburg (S2, S8)

Bus:

  • Botanische Anlage (107)

Checkpoint Qualitz

Schienenstrang und Station der ehemaligen Heidekrautbahn bei Blankenfelde
ehemalige Heidekrautbahn bei Blankenfelde © tic / Uwe Precht

Nach der Maueröffnung am 9. November 1989 entstanden in kurzer Zeit an zahlreichen Stellen neue Grenzübergänge. Dazu wurden Teilstücke der Mauer entfernt und alte Straßen- und Schienenverbindungen wiederhergestellt. Nur zwischen Lübars und Blankenfelde gab es auch ein halbes Jahr nach dem Mauerfall noch keinen Durchgang. So setzte sich Helmut Qualitz aus Lübars im Juni 1990 kurzerhand in seinen Traktor, um das zu ändern. Am ersten Tag riss er gemeinsam mit seinem Sohn und einem Freund die Mauersegmente weg; am nächsten Tag fuhr er mit seinem Traktor in den Osten, direkt zur Freiwilligen Feuerwehr in Blankenfelde. Gemeinsam räumten sie die Bruchstücke beiseite und machten die Blankenfelder Chaussee wieder befahrbar. Und dann leerten sie zusammen eine Kiste Sekt. Irgendwann entstand im Volksmund für den Ort der Name „Checkpoint Qualitz“, eine scherzhafte Anspielung auf den wohl prominentesten Grenzübergang der Berliner Mauer „Checkpoint Charlie“. Im Jahr 2001 errichtete der Bezirk Reinickendorf für die Aktion des Bauern Helmut Qualitz einen Gedenkstein. Vom Checkpoint Qualitz aus gibt es drei Möglichkeiten, die Tour fortzusetzen: Geradeaus geht es weiter auf dem Mauerweg durch Natur und Grün, weitere Mauerreste sind hier aber nicht mehr erhalten. Rechts liegt das Dorf Blankenfelde mit seiner schönen Dorfkirche und dem Stadtgut Blankenfelde. Die dritte Möglichkeit ist, nach links zu fahren, nach Lübars mit seinem dörflichen Charme.

Adresse:

  • 13159 Berlin-Blankenfelde
  • 13469 Berlin-Lübars
Gedenkstein Checkpoint Qualitz
Checkpoint Qualitz © Martin Regenbrecht

Tipp:

Stadtgut Blankenfelde
Das Stadtgut Blankenfelde ist ein ökologisches, generationenübergreifendes Natur-, Kultur-, Lebens- und Arbeitsprojekt. Auch ein Café gehört dazu, das Café Traktorista: geöffnet Freitag bis Dienstag 12:00–18:00 Uhr
www.stadtgut-blankenfelde.de

Adresse:

  • Hauptstraße 30, 13159 Berlin

S-Bahn:

  • S-Bhf Karow (S2, RB27)